Es ist erst wenige Wochen her, da schien Rapid Wien das Potenzial zu besitzen, die Überraschungsmannschaft der Saison zu werden. Trainer Mike Büskens gewann Spiel für Spiel, Manager Andreas Müller schien brillant eingekauft zu haben und wurde sogar in seiner deutschen Heimat bei einigen Bundesligisten als neuer Sportchef gehandelt. Diese Szenen wirken inzwischen wie Bilder aus längst vergangenen Zeiten. Nach der jüngsten 0:2-Pleite im Derby gegen Austria Wien ist das Tabellenende näher als die Spitzenposition, die nach wie vor Sturm Graz innehat – das tatsächliche Überraschungsteam dieser Saison. Müller und Büskens müssen um ihre Jobs fürchten.
Fans zählen Müller an
Müller wurde von den Fans angezählt. Unüberhörbar waren die Sprechchöre während des Derbys gegen die Veilchen, welche die Ablösung des Sportchefs forderten. Nur wenige Stimmen skandierten – und dies sehr viel leiser – „Büskens raus!“ Beide Männer dürfen das Team noch auf die kommende Aufgabe im Pokal vorbereiten, sollte es hier auch eine Pleite geben, könnte zumindest das Schicksal des Trainers besiegelt sein. Auch wenn dieser selbst nach der Pleite gegen die Austria selbstbewusst in der Presse erklärte, er gehe davon aus, dass er bleibe.
Müller könnte Büskens opfern
Manager Müller ist einer schwierigen Position, die fast jeder Sportchef kennt – und die sie alle hassen. Dadurch, dass ihn die Fans angezählt haben, steht er für die Öffentlichkeit zur Diskussion. Diesbezüglich spielt es auch praktisch keine Rolle, was die Vereinsoberen erzählen. Wie zahllose Beispiele aus der Vergangenheit beweisen, verselbständigen sich die Geschehnisse in solchen Momenten gerne.
Müller kann allerdings auf das Tagesgeschäft faktisch keinen Einfluss nehmen. Dies ist die Aufgabe des Trainers. So bleibt dem Manager eigentlich nur die Option, Büskens zu opfern, um seinen eigenen Job zu retten. Über kurz oder lang dürfte es so kommen. Der Sportchef muss hoffen, dass der neue Coach gewinnt, sonst ist er der nächste Kandidat auf der Entlassungsliste.